Gleisbau für Aussenanlagen | |
Wenn man mit der Bahn nach draußen will (oder muss, weil das Wohnzimmer, Flur und Kinderzimmer zu klein wird) sollte man sich vorab einmal Grundlegende Gedanken machen wie ich das ganze verwirklichen will. - Wer ist Eigentümer des Grundstückes und wie darf es ggf. "bebaut" werden? - Wohnt nebenan eventuell der "böse Nachbar und ständige Nörgeler?" Dann sollte ich mit ihm mal reden. - Wie viel Platz ist vorhanden und welche Verhandlungen sind mit der Familie notwendig? - Wie werde ich meine Fahrzeuge unterbringen? (Diebstahlschutz) - Welche Art von Fahrbetrieb soll stattfinden (analog, digital, Livesteam oder per Funkfernsteuerung mit Akku) - Welche Art und Menge von Erdarbeiten werden notwendig sein? - Welche Tierarten sind in meiner Umgebung heimisch oder könnten mich zur Verzweifelung bringen? Habe ich diese Dinge soweit geklärt kann es dann an die Planung gehen. Worüber sollte ich mir jetzt im klaren sein? - Welche Dimensionen erreicht meine Anlage? - Möchte ich vorbildlichen oder Spielbahnerischen Fahrbetrieb oder doch beides? - Welche Arten von Gleisbettungen gibt es eigentlich? -- einfach: leichter Graben ausheben, aufschottern und Gleise einschottern? -- Die auf Holzpfählen aufgeständerte Anlage (einfache Umbauarbeiten) -- stabil: In Sand oder Splitt gelegte 11,5er Steine, Gleise draufschrauben und einschottern? -- stabil und rustikal: Soll ich wirklich einen Graben ausheben, betonieren, Gleise verschrauben und einschottern? Wenn ich mir jetzt über diese Punkte im klaren bin kann die Planung der Anlage beginnen. Was benötige ich an Material? - einfach mal einen groben Plan zeichnen. Gleisplansoftware geht auch, später kommt es aber doch meistens anders. - Wie viel Meter Gleis, wie viel Weichen, Bogengleise, Signale, Kreuzungen usw. brauche ich? - Baue ich eine Brücke oder Tunnel? Wenn ja, in welcher Dimension? - Wie verbinde ich die Schienenstöße um eine sichere Stromführung zu gewährleisten? - Löten, verschrauben oder mit Elektroleitfett einschmieren und zusammenstecken? - Welches Gleissystem verwende ich, Messinggleis, vernickeltes Messinggleis oder Edelstahlgleis? - Welche Kosten kommen hier auf mich zu? Ferner muss ich auch berücksichtigen das die Gleise unter Sonneneinstrahlung eine gewisse Ausdehnung erfahren. Sie sind also über das Jahr ständig in Bewegung! Nun eine Beschreibung der verschiedenen Gleisbettungen: Der einfache Gleisbau Hier brauche ich lediglich nur einen flachen Graben auszuheben, ca. 5-20cm. Danach lege ich eine gelochte PP-Folie oder Kunststoffvlies in den Graben damit später keine Wurzeln oder Pflanzen in das Gleisbett eindringen können. Den Graben fülle ich ihn mit grobem Schotter (Körnung 5-8mm) oder Kies auf, überziehe ihn in der sichtbaren Region mit Splitt (Körnung 3-5mm) und lege meine Gleise drauf. Die Gleise werden dann mit einer Wasserwaage oder Richtschnur ausgerichtet und zum Abschluss eingeschottert. Hier taucht auch schon unser erstes Problem auf welches uns auch bei den anderen Arten des Bettungsbaus 'verfolgen' wird. Der Regen! Wenn der verwendete Schotter am Oberbau zu fein ist, wird dieser durch die Regentropfen weggeschleudert. Mein Schotterbett trägt sich also im Laufe der Zeit ab. Um dies zu minimieren besteht die Möglichkeit einfach gröberen Schotter zu verwenden. Möchte ich aber nicht auf ein Maßstäbliches Aussehen meines Gleisbettes verzichten, kann ich den Schotter mit einem Steinkleber verkleben. Dieser Kleber findet vor allem auf den sogenannten grünen Dächern seine Anwendung. Wird hier Mass gehalten, ist ein späteres umbauen der Anlage auch kein Problem. Man kann ihn wieder zerbrechen ohne das die Gleise Schaden nehmen. Sicher, man könnte den Schotter auch mit Mörtel oder Zement verfestigen. Diese Methode hat sich aber im allgemeinen jedoch so gut wie nicht bewährt da der Zement oder Mörtel immer eine graue Schicht bildet mit der die Steinchen eingeschlossen werden. Die aufgeständerte Trasse Bei dieser Bauweise verwenden wir ausschließlich Holz. Um den Verwitterungsprozess zu verlangsamen sollte es feinporiges und gut imprägniertes Holz sein. Im Abstand von ca. 40-60 cm werden sodann Holzpflöcke in die Erde geschlagen und je nach Streckenführung ausgerichtet. Der besondere Vorteil liegt hier in der sehr einfachen Niveauregulierung der Trasse. Auf die Holzpflöcke werden abschließend zugeschnittene Holzbretter aufgeschraubt welche dann die Unterkonstruktion der eigentlichen Gleistrasse bilden. Die Gleise können leicht verschraubt und bei Bedarf auch eingeschottert werden. Im übrigen ist es ein leichtes, kleine und größere Umbauarbeiten an der Anlage durchzuführen. Gleise und Bretter abschrauben und die Holzpflöcke herausziehen. Denkbar ist hier auch eine Kabelführung an den Bretterunterseiten womit ich mir eine Menge Graberei mit Rohren im Garten sparen kann. Die 'Backsteintrasse' Hier heben wir ebenfalls einen kleinen Graben aus und bedecken den Grabenboden mit einer ca. 5cm dicken Splittschicht. Wenn wir jetzt im Abstand von ca. 15-25cm unsere 11,5er Steine verlegen sollte die Oberkante mit dem umliegenden Gelände ein gleiches Niveau bilden. Die Zwischenräume werden einfach aufgeschottert. Nun haben wir eine massive und stabile Unterlage um unsere Gleise auf den Steinen zu verschrauben. Ist dies getan werden die Gleise fertig eingeschottert und ggf. wegen den großen Regentropfen mit Kieskleber verklebt. (Oder gröberer Schotter). Auch hier ist es ein leichtes die Anlage durch Umbaumaßnahmen zu verändern. Gleise ab, Schotter und Steine raus und Graben verfüllen. Diese Art des Gleisbaus weist schon eine Trittfeste Bauweise auf. Man sollte sich an dieser Stelle auch einmal Gedanken machen in wie weit Unkräuter und Ungräser meinen Fahrbetrieb stören könnten. Die Flanken des Grabens kann man mit einer stabilen Folie, Zink- oder Kupferblech abstellen um ein hineinwachsen jener zu verhindern. Der betonierte Unterbau Soll es sogar unverwüstlich stabil sein, kann ich meine Trasse auf ein Betonfundament setzen. Hier wird ebenfalls ein Graben ausgehoben (ca. 10 - 20cm). Die Grabensohle sollte man mit einer dünnen Schotterschicht bedecken damit der Beton nicht zu viel Feuchtigkeit zieht. Über die Unkräuter und Ungräser brauchen wir uns keine Gedanken zu machen. Es wird sich als vorteilhaft erweisen in Abschnitten von max. 100cm zu betonieren. Somit wären diese Teile bei einem späteren Umbau leichter zu entfernen ohne den Rest des Unterbaues zu beschädigen. Zwei eingelegte 6mm oder ein 10mm Baustahlstab in das Fundament sind keinesfalls verkehrt. Auf unseren Betonsockel können wir nun unsere Gleise schrauben und einschottern. Spätere Umbaumaßnahmen sind jedoch erheblich schwerer zu verwirklichen. Man sollte auch die Gesetze der Natur nicht außer Acht lassen. Wenn ich nicht bis hinunter in den Frostfreien Bereich betoniert habe wird sich meine gesamte Anlage das Jahr über immer wieder heben und senken. Die Gleise werden sich ausdehnen und wieder zusammenziehen. Durch diesen natürlichen Vorgang kommt es stellenweise zu leichten Senkungen oder Hebungen des Gleisbettes. Dies sollte man von vornherein berücksichtigen. Je nachdem welche Art des Unterbaues ich gewählt habe wird es dementsprechend leicht oder aufwendig seine diese zu beseitigen. Im Original ist hierfür die Gleisstopfmaschine zuständig. Noch ein Wort zur Wahl des Gleises. Hier scheiden sich die Geister oder teilen sich die Gemüter. Ich selbst muss für meine Verhältnisse abwägen können wie es aussehen und wie gut es laufen soll. Ein normales Messinggleis oxydiert und wird dunkel. Lege ich auf ein vorbildliches Aussehen wert, vermisse ich bald die blanken sich in der Sonne spiegelnden Schienenköpfe. Unter dem Aspekt der Gleisreinigung hat es gegenüber vernickeltem oder Edelstahlgleis einen deutlichen Nachteil. Es verschmutzt schneller und ist öfter zu reinigen. Ein silbrig aussehendes vernickeltes Gleis und ein solches aus Edelstahl werden immer ohne farbliche Nachbehandlung so bleiben. Jedoch benötige ich keinen Einsatz von Schleifmittel um diese zu reinigen. Hier genügt es die Gleisoberkante mit einem feuchten Lappen abzuwischen. Das Zusammenstecken unter zu Hilfenahme von Leitfett ist eine ausreichende, jedoch keine 100%ig sichere Lösung. Durch das Eindringen von Feuchtigkeit und Staub in die Gleisverbinder werden diese immer weiter auseinander gebogen. Sichere Verbindungen wären das Verschrauben mit rustikalen Schraubverbinder, ein Zusammenschrauben wie beim Vorbild mit M2er Schrauben und Gleiseisen oder das Verlöten der Schienenstöße mit Kabelbrücken. Edelstahl lässt sich nur unter zur Hilfenahme von Säure verlöten, besser und einfacher wäre hier das verschrauben. Um Edelstahl und andere Metalle miteinander zu verlöten, eignet sich besonders das Speziallot "ALUSOL D" von Multicore. |
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Matthias Petry, Zornheim, Deutschland
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